The Revolution Will Not Be Instagramable

Wir haben uns als Infoladen nach langer Diskussion dagegen entschieden, social media zu nutzen. An dieser Stelle wollen wir unsere Diskussion dazu dokumentieren und die Vor- und Nachteile der Nutzung von social media Plattformen darstellen. – Und am Ende auch ein paar Alternativen vorstellen.

Nachdem der Infoladen aus seinem Corona-Winterschlaf erwachte, fanden wieder vermehrt Veranstaltungen bei uns statt. Natürlich wollten wir das die Menschen wissen lassen.
Die Idee entstand, dies durch die Nutzung von social media Plattformen zu schaffen und dabei vielleicht sogar mehr und/oder neue Menschen zu erreichen – auch außerhalb der bubble.
Dagegen wurde das Argument angeführt, dass die Plattformen keine neutralen Orte der Informationsverbreitung sind. Da Nutzer*innen – algorithmisch gesteuert – das gezeigt wird, was sie länger auf der Plattform halten soll, tendieren social media Plattformen zu bubbles, die die Nutzer*innen vorrangig das sehen lassen, was sie sowieso schon kennen und mögen.
Zudem wurde angeführt, dass die Nutzung von social media viel Arbeit bedeutet. – Der Kanal muss gepflegt und moderiert werden und v.a. muss viel concent produziert werden, um überhaupt Reichweite zu bekommen. Dazu muss sich dem Algorithmus angepasst werden – Profile, die regelmäßig posten, werden häufiger angezeigt; Inhalt und viel Text werden seltener angezeigt usw.
Die Vorgaben der Plattform und die Arbeitsweise der Algorithmen nimmt also Einfluss auf die Form unserer Praxis – z.B. durch eine begrenzte Zeichenzahl oder dadurch, Bilder (und Videos) an die Stelle von Texten zu setzen.
Außerdem haben wir uns mit der Frage beschäftigt, welche Sicherheitsrisiken mit der Nutzung von social media Plattformen einhergehen. Neben den bekannten Datenschutz-Bedenken hinsichtlich dieser Unternehmen, war für uns vor allem die Gefahr durch Staatsschutz und Nazis zentral. Bspw. wurden offene Like-Listen schon als Grundlage für Hausdurchsuchungen genutzt. Die für alle einsehbaren Listen (z.B. alle Menschen, die den Infoladen bei instagram abonnieren würden und dort womöglich mit Klarnamen und/oder Bildern sind) erlauben einfache Recherchetätigkeit, auch für Nazis, Polizei oder Geheimdienst. Es wurde gefordert, dass der Infoladen dafür die Verantwortung übernehmen sollte, seine Interessierten und linke Zusammenhänge davor zu schützen.
Eine weitere Dimension der Debatte war die Kritik daran, dass social media insgesamt die Orientierung auf oberflächliche, spektakuläre Bezugnahme auf gerade gehypte Geschehnisse befördert, und damit die Frage, wie instagramable linksradikale Politik sein sollte.
Social media hat einen Anteil daran, dass zeitgenössischer Protest wesentlich in Schildern mit witzigen Sprüchen besteht, dass die Konsumhaltung an Politik zunimmt und Likes mit Aktivismus verwechselt werden. Und auch, dass auf Demos zuletzt mehr gefilmt und fotografiert wird, ist Folge von social media. Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Entwicklung bleibt dabei meist aus.
Teil dieser Entwicklung ist es auch, dass alte bewährte Methoden der Kommunikation, Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit in Vergessenheit geraten.
Statt also social media Plattformen zu nutzen, haben wir beschlossen, auf diese Wege aufmerksam zu machen.


Persönlich, Mail, PGP

Um uns als Infoladen zu erreichen, könnt ihr uns zwar nicht in die DMs sliden, aber ihr könnt zu unseren Öffnungszeiten kommen oder uns eine Mail schreiben, am besten verschlüsselt.
Wie ihr Mails verschlüsselt, könnt ihr z.B. hier lernen.


Außenwerbung

Der öffentliche Raum ist und bleibt eine Möglichkeit, Menschen auch außerhalb der Blase zu erreichen.
Bei unseren Öffnungszeiten gibt’s Plakate und Sticker.
Wenn ihr außerdem Ideen für Sichtbarkeit linker Inhalte habt, hat der Infoladen Ressourcen dafür. Schreib uns oder komm vorbei!

kids on the blog

Prinzipiell finden wir es sehr vernünftig, unsere Praxis online anderen Menschen zugänglich zu machen. Blogs bieten dabei eine größere Freiheit in der Gestaltung der eigenen Inhalte.
Wenn ihr das hier lest, habt ihr es wohl schon zu unserem Blog gefunden.
Wenn ihr einen eigenen Blog starten wollt, geht das zum Beispiel bei noblogs, blackblogs oder wordpress.
Um auf dem Laufenden zu bleiben, gibt es Möglichkeiten, Blogs zu folgen. Dazu gibt es feed reader (PC: https://itsfoss.com/feed-reader-apps-linux/ | Android: Feeder, FreshRSS (Client für FreshRSS) | Nextcloud News {Client für Nextcloud}) oder die Möglichkeit, feeds bei thunderbird zu abonieren.

Print

Außerdem gibt es linke Zeitschriften und Zines, in denen Texte veröffentlicht und Debatten geführt werden können. In Thüringen gibt es dazu die Lirabelle oder das Anacho Infoblatt Jena.

Online-Kalender

In Jena gibt es (wieder) den linken Veranstaltungskalender „was tun?“. Dort tragen auch wir unsere Veranstaltungen ein. In Erfurt gibt es den Veranstaltungskalender des Infoladens sabotnik, der auch Veranstaltungen außerhalb von Erfurt bewirbt und als E-Mail-Newsletter abonniert werden kann.

Telegram/Matrix

Es gibt diverse Info- und Diskussionsgruppen/-kanäle bei Telegram.
Dort gibt es auch die Möglichkeit, ohne Telegram und Handynummer teilzunehmen. Dazu braucht es einen matrix-account und eine bridge zu der entsprechenden Gruppe. Alles dazu findest du hier.

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