Die Gruppe Das schlechte Gewissen lädt wieder zum Feministischen Salon: Am Samstag, den 07. Oktober ab 19:00 Uhr im Infoladen (Grünes Haus, Schillergäßchen 5, 2. Stock ohne barrierefreier Zugang) wollen wir gemeinsam über Kunst und die Revolution ins Gespräch kommen.
Salon klingt nach Staub und Elite, nach Mief oder Gold? Dorthin nur als Cowboy, als Gräfin, als Piefke?
Wir denken, Salon geht auch anders! Wir wollen mit ihm experimentieren als einem Ort der Subkultur und Bildung, der Geschichte(n) und Kunst. Wir wollen uns gemeinsam bilden, Perspektiven erweitern, unser feministisches Selbstverständnis mit vergangenen Kämpfen verbinden. – Feministischer Salon als Ort alternativer kultureller Praxis!
Dieses Mal nehmen wir das 100-jährige Jubiläum der Marxistischen Arbeitswoche in Thüringen zum Anlass, um uns mit dem Wirken einer Teilnehmerin zu beschäftigen.
Getrud Alexander (1882–1967) studierte u.a. in Jena und veröffentlichte Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Artikel in der sozialistischen Presse. Leider ist ihr Werk und damit ihre Bedeutung für die Kritischen Theorie kaum erschlossen und beachtet – ganz im Gegensatz zum Wirken ihrer männlichen Genossen, die auch wie sie an dem Treffen in Geraberg 1923 teilnahmen. Grund genug, einen Blick auf ihr Werk und linke Debatten von vor hundert Jahren zu werfen.
Als es im Zuge des nationalistischen Kapp-Putsch 1920 zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit streikenden Arbeiter*innen in Dresden kam, durchbohrte eine Kugel ein Gemälde in der Galerie des Zwingers. Daraufhin entbrannte eine Diskussion um den Stellenwert von Kunst.
Damals machte sich ein Kunstprofessor mehr Sorge um die Kunstwerke und die „Beraubung des armen zukünftigen Volkes an seinen heiligsten Gütern“ als um die drohende faschistische Gefahr. Die DADA-Künstler George Grosz und John Heartfield reagieren in ihrem Text „Der Kunstlump“ mit einer scharfen Kritik an der bürgerlichen Kunst.
Gertrud Alexander antwortet daraufhin in der kommunistischen Parteizeitung „Die rote Fahne“ und kritisiert die Position der beiden Künstler, die ebenfalls Parteimitglieder waren. Es folgt ein hin und her von Artikeln.
Beim 2. Feministischen Salon werden wir gemeinsam die Ereignisse dieser Debatte nachvollziehen, nach ihrer Aktualität fragen und vielleicht auch ins Gespräch darüber kommen, welche Rolle die (bürgerliche) Kunst für die revolutionäre Bewegung hat bzw. haben sollte. – Weg damit oder als Menschheitserbe verteidigen? Was liegt zwischen Tomatensuppe und Gewehren? Und wer entscheidet eigentlich darüber, was für die Revolution nützlich ist?
Alle (außer Nazis, Täter, Antisemit*innen etc.) sind herzlich eingeladen. Vorwissen ist überhaupt nicht nötig.
Unsere Flügeltüren erwarten Euch!