Den Burgfrieden brechen – Antifaschistische Demonstration am 21.06. in Kahla

Thüringen, das braune Herz Deutschlands? Berichte über die Anfangsjahre des Nationalsozialistischen Untergrunds und das „braune Haus“ sorgen für Gänsehaut, aber aktuell gibt es vermeintlich keine offen auftretenden Nazis in der Jenaer Innenstadt. Also: Alles in Ordnung in Jena?

Nein, vielmehr hat sich der Szeneschwerpunkt mit dem Nutzungsverbot für das „braune Haus“ einfach von Jena nach Kahla verlagert. Wenn wir also dazu aufrufen, den Burgfrieden zu brechen, gilt das nicht nur für die Leuchtenburg als Identifikationsobjekt für Heimatliebe und Deutschtümelei, sondern vor allem auch für die Burg 19 als Anlaufpunkt des Freien Netzes (FN) Kahla, das mit dem Freien Netz Jena weitgehend identisch ist.

Dass die NPD in den Kahlaer Stadtrat einzieht, war leider zu erwarten. Dass sie dies jedoch mit einem Ergebnis von 8,6 % schaffte, erstaunte dann leider doch. Es ist eines der höchsten Ergebnisse der Partei in Thüringen, wobei sie ihre Sitze in Stadt- und Gemeinderäten allgemein mehr als verdoppeln konnte. Das Besondere dabei ist, dass es sich bei den Kandidaten weniger um alteingesessene NPD-Kader handelt, sondern um Mitglieder des Freien Netzes Kahla. Hier zeigt sich mal wieder die Symbiose von Freiem Netz und der NPD. Dass die Kandidaten dabei strafrechtlich keine unbeschriebenen Blätter sind erklärt sich fast von selbst. Der Stadtratskandidat David Buresch beispielsweise war an mehreren Angriffen auf andersdenkende in Jena und Dortmund beteiligt.

In Kahla hat das Freie Netz ein System der Angst etabliert, welches ein Leben für antifaschistisch oder zivilgesellschaftlich engagierte Menschen und solche, die nicht in das Weltbild der Nazis passen, unerträglich macht. Gerade die permanenten Angriffe, Einschüchterungen oder Bedrohungen offenbaren ein klares Bild dieses Systems. Darüber hinaus zeichnete sich das Freie Netz beim letztjährigen Thüringentag der nationalen Jugend dadurch aus, dass es ganz offen Solidarität für den inhaftierten mutmaßlichen NSU-Helfer Ralf Wohlleben forderte und Gelder für ihn sammelte.

Dabei kann die Kahlaer Szene auf etablierte rechte Infrastruktur zurückgreifen. 2011 erwarben mehrere Neonazis die Burg 19, in der nicht nur der Kreistagsspitzenkandidat Hendrik Radtke wohnt, sondern auch Liederabende oder Mensurfechten neonazistischer Burschenschaften stattfinden. Darüber hinaus wohnen in der Burg 19 ein Mitglied des Aktionsbüros Mittelrhein, gegen das wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt wird und ein wegen versuchten Todschlags zu 5 Jahren Haft verurteilter Neonazi aus Berlin.

So ist Kahla zweifelsfrei ein Rückzugsort für organisierte Neonazis. Doch den Burgfrieden brechen meint mehr. Es ist der Gesamtzustand in Kahla, wegen dem es einer Intervention bedarf. Dieser Zustand zeichnet sich durch die seit einigen Jahren kontinuierlich zunehmenden Naziaktivitäten und die Ignoranz großer Teile der Bevölkerung aus. Wenig überraschend ist es daher, wenn Vertreter der CDU fordern, dass man, da die Nazis demokratisch gewählt worden sind, “ganz normal und ohne Diskrepanz miteinander umgehen”(OTZ) müsse.

Das wollen wir nicht hinnehmen und rufen deshalb am 21. Juni 2014 um 15 Uhr zu einer antifaschistischen Demonstration am Bahnhof in Kahla auf, um dem braunen Mob und den ignoranten Bürger_innen entgegenzutreten. Den Burgfrieden in Kahla brechen!

Alle Infos unter: http://burgfriedenbrechen.blogsport.eu

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